Einleitung
Eine Menge ist passiert. Und da man wissenschaftlich ja am Besten exemplarisch arbeitet, hab ich genau das nicht gemacht und versucht, alles möglichst kurz und oberflächlich anzusprechen. Viel Spaß!
Wandernde Kleinpatriarchate, Rassismus, Hannover und andere Unannehmlichkeiten
Kurzfristig entschied mensch sich doch noch für den Zug, was sich schnell als Fehler herausstellte, da am sogenannten „Vatertag“ reichlich Kleingruppen mit Bier und Bollerwagen unterwegs, von denen bestimmt alle ausschließlich mindestens zweifacher Vater waren. Ich sollte ja nicht den Moralapostel spielen, schließlich war auch ich das ein oder andere Mal mit einem kleinen alkoholfreien Radler im Zug unterwegs, aber wer sich in solch prolliger Art und Weise und mit so einem sexistischen Duktus mit mir den Zug teilt, der hat bei mir jeden Respekt verloren.
Wirklich ekelhaft wurde es dann aber, als ich hören musste, was mir eine junge Migrantin erzählte. Sie freue sich, dass ich Sie bis Hannover begleiten könne, da sie Angst habe, alleine als offensichtliche Migrantin öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, da sie des Öfteren angepöbelt und beleidigt wurde. Sicherlich trifft das nicht auf alle Personen mit Migrationshintergrund zu, aber mir persönlich hat allein dieses Einzelschicksal gereicht, um sich mal zu fragen, in was für einem Land wir leben, in dem sich Leute fürchten müssen, öffentlich Verkehrsmittel zu benutzen, nur weil sie nicht der Norm der Mehrheit entsprechen.
Musik und der unsägliche Hafengeburtstag
(wer kein Interesse an Musik hat, diesen Absatz besser überspringen)
Am Donnerstagabend gab es tatsächlich noch ein kleines Highlight. Im „Freundlich und kompetent“ in Winterhude spielten zwei Liedermacher unter dem Namen „Reis against the Spülmachine“ ganze drei Stunden, in dieser Zeit wurden die beiden Musiker mit reichlich Alkohol von der Theke versorgt, was die beiden und das Konzert unwahrscheinlich lustig machte. Wer da mitgehen konnte, hat sicherlich einen lustigen Abend erlebt. Jedenfalls geht es mir darum zu sagen, dass das Genre des Liedermaching, eventuell mit Ausnahme der Monsters, zu Unrecht so wenig beachtet wird. Es war wirklich eines der spaßigsten Konzerte der letzten Zeit und es muss ja auch nicht immer Punk sein. Oder etwa doch?
Hafengeburtstag. Bei vielen zu Unrecht diskreditiert, klar ist der Großteil eine uninteressante, touristenüberlaufene Veranstaltung, auf der man mehr Werbung ausgesetzt ist, als an einem Abend Pro7, aber es gibt ja schließlich auch eine alternative Ecke in der Hafenstraße und Konzerte für umsonst. Am Freitag standen hier zum Beispiel Radio Havanna und Rasta Knast auf dem Programm.
Radio Havanna ist zu Unrecht so wenig bekannt, sie gehören für mich zu den Besten deutschsprachigen Punkbands, nur leider war das Konzert am Freitag nicht wirklich so gut. Ich mein, der ganze dämliche Hafen ist von Touristen überlaufen, aber vor der Bühne ist fast alles leer? Was soll das denn? Darüber hinaus brach während des Konzertes eine Person zusammen, was der Stimmung natürlich nicht weiterhalf. Auch wenn die Jungs auf der Bühne alles gegeben haben, bei diesen Rahmenbedingungen kannst du nichts machen.

Rasta Knast hingegen auf der Jolly Roger-Bühne (Danke übrigens an die Hoschis, die das möglich gemacht haben!) war ziemlich gut (vielleicht lag das auch am gestiegenen Alkoholpegel). Der Schwedenpunk war kraftvoll wie immer und macht einfach Spaß. Schönes Konzert!
Samstag. Wieder zwei Konzerte. I-Fire und die Ohrbooten.
I-Fire spielte ganz souveränen Reggae, Show war ebenfalls gut, aber alles in allem nicht so ganz mein Ding. Ohrbooten hingegen waren die Überraschung des Tages. Wirklich intelligente und kreative Texte eine ansprechende Mischung aus Reggae und Hip-Hop und eine tolle Liveshow. Besonders die Songs des diesen Monat erscheinenden Albums haben mich überzeugt, da sollte mensch dranbleiben.
Fußball war ja auch noch.
Und nicht nur irgendein Spiel, es ging gegen Braunschweig und den Abstieg. Über Braunschweig gibt es ja immer reichlich zu lesen, von rechter Hegemonie über die Probleme der antirassistischen Ultras und einen Verein, den das offensichtlich herzlich wenig interessiert.
Fußballerisch war das Spiel eine Erlösung. 5:1 gewonnen, die Relegation verhindert und ein gelungener Abschied von Ebbers und Bruns. Ob für das klare Ergebnis jetzt wirkliche unsere Jungs oder die Braunschweiger zuständig waren, ist ja auch egal, Klassenerhalt und fertig. Saison sportlich abhaken und nach vorne schauen. Haha.
Die Stimmung auf der Südkurve habe ich trotz des Ergebnisses schon mal als besser wahrgenommen, auch die Gegengrade war für meine Begriffe schon mal lauter, fehlte das Bier?
Dafür wurde es dann tatsächlich bei der Verabschiedung von Marius und Florian sehr laut. Ein emotionaler Moment, den ich persönlich gern noch ein paar Jahre hinausgeschoben hätte.
Darauf stand der nächste Abschied an, der Fanladen schließt seine Pforten und wird dann in den neuen Räumen in der Gegengrade wiedereröffnet (alles Relevante dazu findet ihr im aktuellen Übersteiger, da gibt es ein schönes Interview mit dem Vorstand des Vereins Fanräume (Scheiße, mach ich heute viel Werbung)).
Wie das dann dort alles aussehen wird, kann ich mir noch nicht so ganz vorstellen, nach einer geheimen und exklusiven Raumbegehung nach dem Spiel bin ich aber guter Dinge. Es ist wirklich viel Platz da, die Räume wirken zwar noch etwas steril, aber das bekommen wir schon irgendwie hin. Außerdem bin ich der Hoffnung, dass wir so einen größeren Teil der Fanszene zu mehreren Fanladenbesuchen bewegen können, insbesondere die, die von weiter außerhalb kommen.

Auf der Rückfahrt kam ich dann in den Genuss 5 verschiedener Fanzines, die unsere Fanszene herausbrachte. Übersteiger, Basch, Kiezkieker, Zwischen den Zeilen und Zeckenbiss.
Insbesondere möchte ich noch eine nachträgliche Kaufempfehlung für das ZdZ-Zine aussprechen, wenn ihr das noch irgendwie erwerben könnt. Sehr viel Inhalt und vor allem qualitativ absolut hochwertig. Allein der Reisebericht nach Argentinien wäre mir den Preis von zwei Oiro wert gewesen.
Viele liebe Grüsze an die Redaktion des Kiezkiekers! Wenn ich euer Geschreibsel so auffassen darf, dass ich auch einmal etwas zum Inhalt des Fanzines beitragen soll, dann werde ich das versuchen 😉
Da ja ohnehin alles Mögliche und (vor allem) Unmögliche in dieser Postille erscheint, sollte das doch irgendwie machbar sein.
Ob wir uns in Lautern sehen, kann ich euch nicht versprechen, mein Gesundheitszustand wird nicht wirklich besser, sollte ich bis dahin nicht wirklich zu Kräften gekommen sein, wünsche ich euch allen eine schöne Fahrt und ein schönes letztes Spiel der Saison.
So, jetzt habt ihr 1000 Wörter überflüssige Informationen gelesen, ihr hätte in der Zeit so viele sinnvolle Dinge tun können. Nun ja. Selbst Schuld 😉
Es bedankt sich für eure Aufmerksamkeit
Buca